Die Führungsmannschaft um Seidel hatte in den vergangenen Wochen eine Absage nach der anderen erhalten. Bewährte, aber verhältnismäßig betagte Kräfte hatten ihren Rückzug angekündigt. Andere wiederum sind beruflich oder familiär derart eingespannt, dass sie ihr ehrenamtliches Engagement zurückfahren wollen oder müssen.
Sechs "Altgediente" kandidieren nicht mehr
Helmut Metz (Stellvertretender Kreisfußballwart), Bernd Jung (Referent für Frauenfußball), Joachim Spahn (Pressewart), Andreas Richter (Referent für Freizeit- und Breitensport), Horst Klingelhöfer (Koordinator für Qualifizierung) und Burkhard Blicker (Kreisehrenamtsbeauftragter) stellten sich in Eisemroth nicht mehr zur Wahl. Von den neun Ämtern, die im Kernvorstand zu besetzen sind, waren auf einmal sechs vakant.
Das Ergebnis: Der Kreisfußballausschuss Dillenburg ist am vergangenen Freitag jünger und weiblicher geworden. Er ist aber auch etwas schlanker geworden, denn Martin Seidel (Kreisfußballwart und Kreisehrenamtsbeauftragter) sowie Klaus Klein (Kreiskassenwart und Referent für Freizeit- und Breitensport) werden jeweils zwei Ämter übernehmen. Dritte Konstante ist Helmut Metz, der wie bisher als als Kreisadministrator fungiert.
Neu dabei sind Roland Paul (SV Niederscheld, Stellvertretender Kreisfußballwart), Udo Schmidt (TSV Jahn Offenbach, Koordinator für Qualifizierung), Marisoll Thielmann (SV Rodenbach, Referentin für Frauenfußball) und Lena Brandenburger (TSSV Schönbach, Kreispressewartin). Mitglieder im Kreisfußballausschuss, die so jung sind, dass sie sogar noch selbst Fußball spielen, dürfte es lange nicht mehr gegeben haben: Marisoll Thielmann ist Torhüterin des Gruppenligisten SG Gansbachtal, Lena Brandenburger wirbelt beim Regionsoberligisten TSSV Schönbach im Sturm.
Was einem passieren kann, wenn das Haupt erst einmal ergraut oder gar kahl ist, verdeutlichte Landrat Wolfgang Schuster in einer Anekdote. Dem 58-Jährigen war am 28. Februar beim A-Liga-Spiel SSV Medenbach – TuS Driedorf ein Seniorenticket angeboten worden. Damals war Schuster übrigens noch 57 Jahre alt. "Ich fühle mich noch gar nicht alt, ich habe noch so viel vor", sagte er am Freitag. Und: "Einem Landrat bietet man kein Seniorenticket an. Von einem Landrat verlangt man einen Topzuschlag."
Bürgermeister vertraut der integrativen Kraft des Fußballs
Wie Schuster thematisierte auch Siegbachs Bürgermeister Berndt Happel die Situation der ungefähr 3000 Flüchtlinge im Lahn-Dill-Kreis. "Die Situation stellt eine Herausforderung dar, kann aber auch eine Chance bedeuten", beschwor der frühere Fußballer, der fast 1000 Spiele für den SV Hartenrod bestritten hat, die integrative Kraft, die der Fußball entfalten kann.
"Vielleicht findet der eine oder andere Verein unter den Flüchtlingen ja den Torjäger, der seine Mannschaft zum Aufstieg schießt." Beispiele aus den 1990er Jahren gibt es einige, als im Zuge der Balkan-Kriege Fußballer im Lahn-Dill-Kreis landeten – und bis heute blieben.
Landrat: "Der Amateurfußball ist der Herzschlag von allem"
Happel und Schuster blickten auch auf die Jugendarbeit: Sie biete Kindern und Jugendlichen die Chance, Gemeinschaft zu erleben, Fairness kennenzulernen, aber auch Verantwortung zu übernehmen und Frustrationstoleranz zu erlernen. "Der Amateurfußball ist der Herzschlag von allem", meinte Schuster. Auch der Sportkreis-Vorsitzende Eberhard Göbel kam auf das Thema Flüchtlinge zu sprechen, skizzierte das Angebot von Sportcoaches für diese Zielgruppe und kündigte weitere Gespräche mit den Kommunen an: "Wir wollen herausfinden, was wir noch tun können oder sogar tun müssen."
HFV-Präsident Rolf Hocke und Kreisfußballwart Martin Seidel gaben in ihren Beiträgen einen Einblick in die Entwicklung der Mitgliederzahlen. Im Fußballkreis Dillenburg ist die Zahl der Mitglieder in den vergangenen vier Jahren um 421 auf 13.667 gestiegen. Der HFV ist mit ungefähr einer halben Million Fußballern der viertgrößte Landesverband im DFB. In der Geschäftsstelle in Frankfurt sind in dieser Saison fast 60.000 Spielerpassvorgänge abzuwickeln gewesen. Es bereitet also richtig viel Arbeit, den Amateurfußball zu verwalten.
Seidel: "Nur mit modernen Anlagen bleibt Fußball die Sportart Nummer eins"
Mal sehen, wie die Zahlen in vier Jahren beim Kreisfußballtag 2020 in Wissenbach aussehen werden. Kreisfußballwart Marin Seidel hat die Hoffnung, dass bis dahin einige Hartplätze mehr in Kunstrasenanlagen umgewandelt worden sein werden. "Denn nur mit modernen Anlagen bleibt Fußball die Sportart Nummer eins im Kreis, in Hessen und in Deutschland", sagte er.
Text und Bilder: Sven Jessen
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Sie lenken in den nächsten vier Jahren die Geschicke des Fußballkreises Dillenburg, hintere Reihe v.l.: Helmut Metz, Jörg Menk, Bernd Herrmann, Klaus Klein, Roland Paul. Vordere Reihe v.l.: Marisoll Thielmann, Martin Seidel, Lena Brandenburger. Es fehlt Udo Schmidt. (Fotos: Sven Jessen)
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